Als München leuchtete –Malerei der Jahrhundertwende aus der Sammlung Siegfried Unterberger. Die Künstlergruppe SCHOLLE und Leo Putz. Edwin Scharff Museum am Petrusplatz, Neu-Ulm, bis 10. Mai 2009

Damals hatten sich ein gutes Dutzend Künstler, die alle an der Münchener Akademie studiert hatten und meist der dortigen »Secession« angehörten, zusammengeschlossen, um gemeinsam die süddeutsche Kunstlandschaft zwischen Jugendstil und Symbolismus abzustecken. Als Forum nutzten sie die Wochenzeitschrift »Die Jugend«, die seiner zeit außerordentlich populär war. Unter den Künstlern ragt der Meraner Leo Putz (1869–1940) heraus, der kaum versteckt in einigen Münchner Romanen von Thomas Mann auftritt, und der auch die Neu-Ulmer Schau deutlich bestimmt. Die anderen beteiligten Künstler sind Gustav Bechler, Reinhold Max Eichler, die Brüder Fritz und Erich Erler, Max Feldbauer, Walter Georgi, Adolf Höfer, Adolf Münzer, Walter Püttner, Franz Wilhelm Voigt, Robert Weise. Hansl und Ludwig Bock fehlen wie auch der Amerikaner Edward Cucuel, deren Werke wohl schwer zu besorgen (Cucuels Arbeiten finden sich vorwiegend in den USA) oder – im Fall von Hansl Bock – weitgehend verloren sind. Einige unwichtige Beiträger der Scholle-Ausstellungen fehlen zurecht; dass jedoch der »Simplicissimus«-Karikaturist Eduard Thöny, ein Freund von Leo Putz, ausgespart wird, mag man bedauern. So dürfte es dennoch kaum je eine derart umfangreiche Präsentation der nachimpressionistischen Künstlervereinigung gegeben haben, deren Palette sich an Frankreich orientierte, aber durchaus individuelle Stile hervorgebracht hat. In Schweinfurt gab es zwar 2007 eine Ausstellung der »Scholle«, doch der Südtiroler Sammler und Leihgeber der Arbeiten, Siegfried Unterberger, hat bis in die jüngste Zeit seine großartige Sammlung ausgebaut, so dass bislang noch nie gezeigte Arbeiten ihren Weg nach Neu-Ulm gefunden haben. Programmatisch war die Gruppe offen, das heißt, bestrebt, die akademische Enge des 19. Jahrhunderts bewusst zu umgehen, was man den Landschaften, Akten, Porträts und Stillleben ansieht, wenn sie auch noch nicht die Kühnheit der Blauen Reiter erreichen – allerdings dürften gerade diese klassisch-modernen Maler in München von der kleinen Schar sich aus dem Diktat von Lenbach & Co. befreiender Künstler profitiert haben. Der Gruppennamen war übrigens schon damals irreführend, weshalb sich die Mitglieder früh von jeglicher Heimattümelei distanzierten.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der die Arbeiten der Scholle-Maler in bester Qualität abbildet. Die begleitenden Texte sind vielleicht typographisch etwas zu locker, will sagen, auch inhaltlich zu oberflächlich geraten. So hätte man sich eine vertiefendere Betrachtung über den leider gekürzten, dennoch sehr guten Beitrag von Bettina Best (»So begann die künstlerische Moderne«) vorstellen können. Sinnvoll wäre auch eine Auseinandersetzung mit dem Werk von Eduard Thöny gewesen, das sich durchaus in der besagten Sammlung befindet – es scheint fast so, als habe man sich gescheut, den später von Hitler bewunderten Künstler mit aufzunehmen; er wird nur am Rande vorgestellt. Aber für einen Einstieg in eine künstlerisch außerordentlich vielschichtige Kunst- und Künstlerszene ist der schmale Band und noch mehr die Ausstellung hervorragend geeignet.

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Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag 13:00 – 17:00 Uhr,
Donnerstag 13:00 – 19:00 Uhr,
Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr,
Montag geschlossen.